Bewegungsprojekt mit Livemusik feiert Premiere
„Aber es ist alles, was wir haben“, antworten der verwildert aussehende Mann und sein kleiner Junge dem Grafen - ihre Begründung dafür, warum sie einen leeren Karren übers freie Feld ziehen. Der Krieg kennt kein Ende, es wütet die Pest, Landstrich um Landstrich ausgelöscht, heimatlos irren sie umher, mit nichts als Gott und einem leeren Karren.
In ihrem abendfüllenden Epos „Aber es ist alles, was wir haben“ arbeitet das dritte Studienjahr Schauspiel der hmt Rostock die fest in der DNA der mitteleuropäischen Kultur verankerte beispiellose Krisenzeit des Dreißigjährigen Krieges auf und stellt seine Arbeit damit in Bezug zu den sich ebenfalls in Auflösung wähnenden Strukturen der Gegenwart.
Bei dieser Produktion handelt es sich um das jährlich stattfindende Bewegungsprojekt des Instituts für Schauspiel, bei dem die Studierenden den Ausdruck vornehmlich in Bewegung und Körpersprache suchen. Neu ist, dass sie von Livemusik begleitet werden. Ihre Choreografie verbindet sich mit Originalmusik des 17. Jahrhunderts, interpretiert vom Kammerorchester und -chor der hmt Rostock, sowie eigens komponierten und live performten Techno- und Schlagzeugbeats des ehemaligen hmt-Studenten, Schlagzeugers und Komponisten Maximilian Wolfgang Schwarz.
Als Grundlage für die Inszenierung dient Daniel Kehlmanns Historienroman „TYLL“ – nach der mittelalterlichen Sagenfigur des Gauklers, Berufslügners und Überlebenskünstlers Till Eulenspiegel: Anhand seiner „Geschichten“ erforschen die Studierenden die menschlichen Gründe dieser Zeit - was ist Vertrauen? Wie viel Niedertracht steckt in gesellschaftlicher Konvention? Was erzählen Gesten? Wie bereitet Leid einem das Jenseits auf Erden? Und wann sagt Gott das letzte Wort, in einem Land, dem Erdboden gleich, einen leeren Karren im Wind?
Nach ihrem umjubelten Sommertheater „Ein Sommernachtstraum“ widmet sich das dritte Studienjahr Schauspiel in seiner zweiten großen Bühnenproduktion „Aber es ist alles, was wir haben“ auf ehrliche Art und Weise dem Kern menschlicher Verfehlungen. Die Gesamtleitung hat die Choreografin Laura Witzleben. Sie studierte Bühnentanz an der ArtEZ-Hogeschool voor de Kunsten Arnhem, war als Tänzerin an internationalen Bühnen engagiert und ist als Choreographin tätig. Das Bewegungsprojekt wird somit mit einer neuen Handschrift brillieren, auf die die Zuschauer gespannt sein können. Bühne und Kostüm wurden gestaltet von Dana Koinzer.
Die Studierenden des 3. Studienjahres Schauspiel sind Hannes Baake, Lotta Paulina Borries, Annika Gräslund, Desirée Jakobitsch, Alberta von Poelnitz, Anton Schaper, Theo Teichmann und Aron Torka. Dem Kammerensemble gehören Luca Pauline Herrmann, Sofia Klimenko, Mengshan Jiang, Anna Furmanowicz, Artem Burmistrov, Johann Heller und Antonia Seidel an, geleitet von Adelheid Göckeritz. Im Kammerchor singen Martin Deckelmann, Lisa Hübner, Andi Jin, Maxine Moesta, Josefine Holzhausen und Shinho Choi. Sound, Komposition, Schlagzeug liegen in den Händen von Maximilian Wolfgang Schwarz.
Die Aufführungen finden am 15., 16. und 17. Dezember 2023 um jeweils 19.30 Uhr im Katharinensaal der hmt Rostock statt.
Der Eintritt beträgt 15,00 € (erm. 10,00 €) zzgl. Abendkassenzuschlag. Es gilt kostenfreier Eintritt für Studierende mit dem Kulturticket.