Erich Wolfgang Korngold Werkausgabe
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Das von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, gemeinsam getragene Vorhaben Erich Wolfgang Korngold Werkausgabe (EWK WA) ist das dritte musikwissenschaftliche Editionsprojekt zu einem Komponisten des 20. Jahrhunderts. Das Vorhaben wird in drei Arbeitsstellen realisiert (HU Berlin, Hochschule für Musik und Theater Rostock, Goethe-Universität Frankfurt am Main).
Erich Wolfgang Korngold (1897–1957) repräsentiert die Musikgeschichte der Moderne in all ihrer Vielgestaltigkeit, aber auch in ihren Brüchen und Umbrüchen. Als komponierendes Wunderkind für seine avancierte Tonsprache gefeiert und in den 1920er Jahren – spätestens nach der Uraufführung der Oper Die tote Stadt (1920) – zu einem der meistgespielten Komponisten aufgestiegen, sah sich Korngold durch das Festhalten an der Tonalität schon bald in die Rolle einer Gegenfigur zur musikalischen Avantgarde gedrängt. Der ästhetischen Kontroverse folgte der biographische Bruch: Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde der Wiener Korngold 1938 in die Emigration gezwungen. Schon seit 1934 hatte er zeitweise in Hollywood für den Film gearbeitet und maßgeblich das Idiom dessen geprägt, was bis heute als klassischer "Hollywood-Sound" gilt. Paradoxerweise gereichte ihm diese bahnbrechende Tätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg zum Schaden: Korngolds Versuch, sich in Europa wieder mit Werken für die Opernbühne und den Konzertsaal zu etablieren, scheiterte just an der Stigmatisierung als Filmmusikkomponist.
In den letzten Jahren jedoch vollzog sich innerhalb der Rezeptionsgeschichte eine regelrechte Kehrtwende: Was als "Korngold-Renaissance" begann, hat die Werke des Komponisten mittlerweile fest ins Repertoire zurückgebracht. Die editionsphilologische Aufarbeitung von Korngolds Œuvre indessen steht noch aus. In der EWK-WA werden nun sämtliche musikalischen Werke – mit Ausnahme der Operettenbearbeitungen – ediert. Vor allem die Edition der Filmmusiken zielt dabei auf die Schaffung methodischer Grundlagen für eine innovative multimediale Darstellung von Kompositionen dieses Genres.
Korngolds Werke werden in Kooperation mit dem Verlag Schott Music in einer kritischen Ausgabe mit gedruckten Bänden und digitalen, internetbasierten Komponenten zugänglich gemacht. Die hybrid konzipierten Editionen sollen als Basis für weiterführende Forschungen dienen, einschließlich Fragen der Exilgeschichte und des Kulturtransfers zwischen Europa und den USA.
Projektleitung
Prof. Dr. Friederike Wißmann (Hochschule für Musik und Theater Rostock)
Prof. Dr. Arne Stollberg (HU Berlin)
Projektmitarbeiter*innen in Rostock
Gabriele Groll (wissenschaftliche Mitarbeiterin)
PD Dr. Ulrich Krämer (wissenschaftlicher Mitarbeiter)
Tim Kuhlmann (wissenschaftlicher Mitarbeiter)
Marie Luise Voß (wissenschaftliche Hilfskraft)
Henning Köberle (studentische Hilfskraft)
Am 4. Januar 2021 berichtete Dagmar Penzlin im Deutschlandfunk über das editorische Großprojekt.
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