Lehrer – Vorbilder – Konkurrenten
Musik für zwei Cembali zwischen Bach und Beethoven. Rivalitäten, Freundschaften und kollegiales Miteinander: Ein Programm, das musikalische Bezüge und persönliche Verbindungen zwischen herausragenden Musikern des 18. Jahrhunderts aufzeigt und in ebenso spannungsvoller wie facettenreicher Weise gegenüberstellt. Werke von J. S. Bach, F. Couperin, W. F. Bach, C. Ph. E. Bach, J. Ch. Bach, L. v. Beethoven, W. A. Mozart, M. Clementi | Lisa Schäfer und Gregor Hollmann, Cembalo | Vorträge und ein Workshop folgen am 03.07.2022 von 14:00 - 18:00 Uhr im Orgelsaal.
Lisa Schäfer & Gregor Hollmann
Unbekannte, zu Unrecht vergessene Kompositionen und Bearbeitungen aus dem späten 18. Jahrhundert – präsentiert in innovativen und ungewöhnlichen Programmkonzeptionen – stehen im Fokus der musikalischen Arbeit des Cembalo-Duos Lisa Schäfer & Gregor Hollmann. Aus ihrer Begeisterung für das Continuo-Spiel an zwei Tasteninstrumenten entstand in den vergangenen Jahren nicht nur eine intensive künstlerische Zusammenarbeit, sondern zwischenzeitlich auch eine Vielzahl von Aufnahmen mit Werken für vier Hände bzw. für zwei Cembali.
Glanzvoller Abschied – unter diesem Titel ihrer im Februar 2018 erschienenen CD (amb 96 984) vereint das Duo Kompositionen aus der Spätzeit des Cembalos, u. a. mit Ersteinspielungen von Werken Muzio Clementis und Georg Josef (Abbé) Voglers. Ein Projekt, das im Kulturradio WDR 3 eine ausführliche Vorstellung erfuhr.
Auch mit ihrer zweiten CD Mozart (amb 95 601) bewegen sich Lisa Schäfer und Gregor Hollmann abseits gängiger Repertoirepfade: Der sächsische Kurfürst Friedrich August III. ließ sich im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert für den eigenen Gebrauch zahlreiche Kammermusik- und Orchesterwerke seiner Zeit für zwei Cembali einrichten. Aus seiner umfangreichen Notensammlung erklingen in dieser Aufnahme des Duos erstmals die in Dresden entstandenen Cembalo-Fassungen der Sinfonie Es-Dur (KV 543) sowie des Klavierquartetts g-Moll (KV 478) von Wolfgang Amadeus Mozart.
Von Dresden aus wendete sich der Blick des Duos Schäfer & Hollmann mit ihrer aktuellen Aufnahme Bach.Berlin (amb 96 843) nach Berlin und auf die dortige Bachrezeption im ausgehenden 18. Jahrhundert.
Lisa Schäfer
In einem musikalischen Elternhaus in Nordhessen aufgewachsen, erhielt Lisa Schäfer dort den ersten Klavierunterricht. Bereits früh interessierte sie sich auch für das Cembalo und begann ihre Ausbildung im Jahr 2008 als Jungstudierende an der Musikakademie Kassel. Nach ihrem Cembalostudium an der Musikhochschule Münster (Master of Music/Musik & Vermittlung) setzte sie ihre Studien bei Prof. Christian Rieger an der Folkwang-Universität der Künste Essen fort (Master of Music/Instrumentalausbildung Alte Musik). Lisa Schäfer beschäftigt sich intensiv mit Untersuchungen zur Dämpfungsaufhebung im Hinblick auf die Spielpraxis der Klaviermusik des 18. Jahrhunderts. Zur Präsentation und Demonstration ihrer Ergebnisse wurde sie an die Musikhochschulen in Köln, Rostock und Stuttgart eingeladen. Eine Veröffentlichung zu diesem Thema erschien im Rahmen der Kongressdokumentation der EPTA (European Piano Teachers Association) im Sommer 2018 (Staccato-Verlag). Gemeinsam mit Musikerinnen und Musikern, die an Abteilungen für Alte Musik der Hochschulen Leipzig, Nürnberg, Essen, Köln, Bremen und Trossingen ausgebildet wurden, konzertiert Lisa Schäfer in verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen. Wiederholt wurde sie als Gast in das Ensemble des Theaters Münster eingeladen. Ihr musikalisch-künstlerisches Wirken korrespondiert mit einem großen Interesse im Bereich der musikpädagogischen Vermittlung. Hier engagiert sich Lisa Schäfer als Dozentin an der Musikhochschule Münster sowie als Lehrkraft für Tasteninstrumente an den Musikschulen Ochtrup und Lüdinghausen.
Gregor Hollmann
In Coesfeld/Westfalen geboren, studierte Gregor Hollmann zunächst katholische Kirchenmusik und Klavier (Instrumentalpädagogik), daran anschließend Cembalo in Münster sowie in Basel an der Schola Cantorum. Er unterrichtet an der Hochschule für Musik und Theater Rostock und an der Musikhochschule Münster – dort wurde er für seine Verdienste um die Alte Musik im Sommersemester 2008 zum Honorarprofessor ernannt. Bis zum Beginn des Jahres 2020 unterrichtete er außerdem an der Musikakademie der Stadt Kassel „Louis Spohr“. Mit einem stilistisch umfassenden Repertoire – von der Zeit der Reformation bis hin zu den frühen Clavier-Quartetten Beethovens – konzertierte Gregor Hollmann in zahlreichen europäischen Ländern sowie in den USA. Dokumentiert findet sich seine musikalisch-künstlerische Arbeit auf Veröffentlichungen der Lables ambitus, cpo, MDG, Stradivarius Mailand sowie in Mitschnitten der Rundfunkanstalten SWR, WDR, BR, Radio Bremen, DLF und Radio Nacional de España.
Die Beschäftigung mit in Vergessenheit geratener Musik des 17. und 18. Jahrhunderts zieht sich wie ein roter Faden durch die musikalische Biografie von Gregor Hollmann. Als Cembalist und Dirigent hat er zahlreiche Werke wiederentdeckt und aufgeführt. Waren es zu Beginn Clavierkompositionen der Vorbilder und Schüler Johann Sebastian Bachs – vor allem von Johann Gottfried Müthel –, so kamen später auch Orchester- und Kammermusikkompositionen des landgräflichen Hofes Hessen-Kassel von Chelleri, Fiorillo, Birkenstock, Pohle und Kalkbrenner hinzu – ebenso wie die nach 300 Jahren erstmals wieder präsentierte Oper Almira von Ruggiero Fedeli.
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