Gegen das Vergessen – Zeitzeugenbericht des jüdischen Komponisten Konrad Wallerstein künftig für die Forschung zugänglich
Konrad Wallerstein (1879-1944) war bekannt in der Musikerwelt Prags. Mit herausragenden Komponisten seiner Zeit wie Richard Strauss oder Antonín Dvořák pflegte er Kontakte, für Viktor Ullman musizierten Wallerstein und seine Tochter im heimischen Wohnzimmer. Ein abwechslungsreiches Leben und viele Anekdoten beschreibt der Prager Komponist und erfolgreiche Gesangspädagoge in seinen „Lebenserinnerungen“ auf 180 dünnen Seiten Durchschlagpapier: „Liebes Friedl und liebe Kinder!“ beginnt Konrad Wallerstein seine Erinnerungen. 1943 wurde Wallerstein zusammen mit seiner Frau nach Theresienstadt deportiert und dann im Jahr 1944, vermutlich am 28.10.1944, im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Seine Erinnerungen überleben und befinden sich seit 2014 im Zentrum für Verfemte Musik an der Hochschule für Musik und Theater Rostock.
Diese kulturhistorisch bedeutsame Quelle mit Handschriften, Noten und seltenen Publikationen übergab das Zentrum für Verfemte Musik am 18. Juli 2017 an die Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Rostock, um sie zu bewahren und zu erhalten. Die Lebensgeschichte Konrad Wallersteins für alle zugänglich zu machen, insbesondere für Forscher und Pädagogen, war der Wunsch der einzigen Überlebenden des Holocausts aus der Familie, Wallersteins Tochter Hanna Orsten, die 1939 nach London flüchten konnte. „Wir erfüllen ihr damit den größten Wunsch“ sagt Volker Ahmels, Leiter des Zentrums für Verfemte Musik. "Mit der Aufbewahrung sowie der geplanten Erschließung des Nachlasses in Kalliope, dem nationalen Verbundkatalog für Nachlässe und Autographen, und der Digitalisierung des Nachlasses durch die Universitätsbibliothek Rostock übernehmen die Universitätsbibliothek und das Zentrum für Verfemte Musik gemeinsam die Verantwortung für den Erhalt der Originale und stellen diesen einmaligen Bericht eines Zeitzeugen der Öffentlichkeit zur Verfügung", erklärt Robert Zepf, Direktor der Universitätsbibliothek Rostock.