Wenn Musik verboten wird - Festtag „10 Jahre Zentrum für Verfemte Musik“
Sich für vergessene Komponisten und ihre Musik einsetzen, dafür steht das Zentrum für Verfemte Musik. Anlässlich des 10 jährigen Jubiläums des Zentrums findet am 27. Januar 2018 ein Festtag mit Zeitzeugenbegegnungen, Vorträgen, Konzerten und einer Ausstellung im Kammermusiksaal der Hochschule für Musik und Theater Rostock statt. Die Konzeption und Gesamtleitung obliegt dem Leiter des Zentrums Volker Ahmels.
Um 11 Uhr beginnt dieser Festtag mit einer Begegnung mit dem Zeitzeugen Arthur Frid (*1939), Sohn des Komponisten und Pianisten Géza Frid (1904-1989). An das Gespräch mit Musik knüpft Volker Ahmels Rede zum Jubiläum an. Das Programm wird von Prof. Dr. Yvonne Wasserloos mit dem Vortrag "Verfemung als Bruch mit der Geschichte. Felix Mendelssohn Bartholdy" fortgeführt. Was es mit der "CIA, kalten Kriegern und der Ausgrenzung allen nicht-seriellen Komponierens nach 1945" auf sich hat, wird Prof. Dr. Hartmut Möller im Anschluss erklären. Nach der Pause wird der Gründer und Leiter des exil.arte Zentrums der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien einen Vortrag zum Thema "Musikalischer Exodus und die Arbeit des exil.arte Zentrum der mdw" halten. Im Anschluss folgt die Präsentation des Projektes "Forbidden music regained" aufgrund des 20 jährigen Bestehens von Leo Smit Stichting Amsterdam mit der Gründerin Eleonore Pameijer und die Ausstellung zum Jubiläum des Zentrums für Verfemte Musik wird um 18 Uhr im Foyer der hmt eröffnet. Als letzten Programmpunkt steht das Konzert des Ensembles SONeO und Alexander Garms an.
Die vergessene Musik und ihre Komponisten wieder ins Gedächtnis zu rufen beziehungsweise in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, das hat sich das Zentrum für Verfemte Musik an der Hochschule für Musik und Theater Rostock bei dessen Gründung am 27. Januar 2008 zum Ziel gesetzt. Hierfür bietet es den Studierenden der Hochschule für Musik und Theater Rostock mit Veranstaltungen die Möglichkeit, die Werke der verfemten Musiker kennen und selber spielen zu lernen. Besonders Lehramtstudierende sind eine wichtige Zielgruppe, da diese das Thema im Rahmen des Schulunterrichts an zukünftige Generationen weiter geben können. Diese künstlerisch-pädagogische Arbeit ist einzigartig. Zudem finden des Öfteren Konzerte zu Gedenktagen, beispielsweise dem 9. November, sowie Zeitzeugenberichte statt. Das Zentrum zeichnet sich auch durch die Kooperation mit Musikschulen im Land sowie durch die Beratung von Veranstaltern und Interessierten aus. Zudem ist es ein tragender Teil einer europäischen Plattform, welche mit Vereinen und Institutionen in Deutschland, Österreich, England und Frankreich kooperiert. Des Weiteren wurden internationale Projekte und Konzerte zusammen mit dem Landesverband Jeunesses Musicales M-V e.V. organisiert, welche unter anderem nach Kalifornien und Frankreich führten.
Beim internationalen Musikwettbewerb Verfemte Musik in Schwerin wurden in den vergangenen Jahren beachtliche Erfolge von Studentinnen und Studenten der hmt erzielt. Außerdem wurde im Dezember 2012 das Kulturprojekt "Verfemte Musik" im Rahmen des Wettbewerbs "Aktiv für Demokratie und Toleranz" mit dem Bundespreis des Bündnisses für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet.
Während der Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland wurden sämtliche Musikwerke, Kunstwerke und kulturelle Stilrichtungen als "entartet" bezeichnet und verboten, die nicht dem Schönheitsideal und dem Kunstverständnis der Nationalsozialisten entsprachen. Betroffen waren Musikrichtungen wie Swing und Jazz, aber auch Literatur, Filmkunst, Theater und Architektur. Neben des Verbotes der "entarteten" Werke hatte die Ideologie der Nationalsozialisten für die Künstler der Moderne den Transport in Konzentrationslagern und der dortigen Ermordung zu Folge. Während zahlreiche Kunstwerke von Malern und Bildhauern die Zeit der Verfolgung überdauerten, blieben Kompositionen verschollen oder wurden gar nicht erst verlegt. Dadurch wurde ihre Musik nicht mehr gespielt und geriet somit in Vergessenheit.